Ökumene Soest
Rat christlicher Gemeinden
Soest, Geburtsort der ACK
Starke Impulse erhielt die Ökumene in Soest durch die Gründung des Ökumenischen Archivs im Haus am Spiegel 1959 unter Professor Siegmund-Schultze, einem Wegbereiter der Ökumene, der in der Nazizeit Archivalien über ökumenische Aktivitäten seit 1911 nach Schweden gerettet hatte und diese nach Soest brachte. Er holte namhafte Theologen zu Vorträgen nach Soest, u. a. Bischof Stählin, Erzbischof Kardinal Jäger, Abt Laurentius Klein, Karl Rahner u. a., die im Morgnerhaus stets einen vollen Saal fanden.
1962 bildete sich ein ökumenischer Studienkreis unter Leitung von Pfarrer Dr. Mumm (Wiesegemeinde),Pastor Ruhtenberg (evg.) und Geistl. 0.Studienrat Wagener (kath.) Neben Theologen aus dem weiteren Umkreis von Soest nahmen auch kanadische und belgische Militärpfarrer daran teil. Die Ergebnisse der Gespräche wurden den westfälischen Kirchenleitungen zugeleitet.
1962 gab es für damalige Verhältnisse eine Sensation: In der Gebetswoche für die Einheit der Christen vor Pfingsten feierte man den ersten ökumenischen Gottesdienst. 1969 übernahm Dr. Hermann Delfs als Nachfolger von Professor Siegmund-Schultze die Leitung des Ökumenischen Archivs. Im Mai d.J. erhielt das Archiv eine Einladung zu einer Tagung in der evangelischen Akademie Arnoldshain im Taunus. Dr. Delfs schickte seine Sekretärin Hildegard Awater dorthin. Einladende waren Abt Ansgar Ahlbrecht von Niederaltaich und ein Mitarbeiter der ökumenischen Centrale in Frankfurt, Pastor Schulze. Es war die Geburtsstunde der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen - ACK. Das ökumenische Archiv übernahm die Erstellung des Rundbriefes, der an alle evangelischen und katholischen Kirchenleitungen und Pfarreien in Westdeutschland ging und für die Gründung ökumenischer Arbeitsgemeinschaften warb.
Am 16.12 1969 versammelten sich die offiziellen Delegierten der römisch-katholischen, evangelisch-landeskirchlichen und evangelisch-freikirchlichen Gemeinden der Stadt in Soest im Ökumenischen Archiv um den „Rat christlicher Gemeinden in Soest“ zu gründen.
Dr. Delfs war sehr daran interessiert, die Anregung in Soest zu verwirklichen. Er besuchte alle evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeindeleiter und setzte sich ein für die baldige Gründung einer engen Zusammenarbeit der Konfessionen. So entstand der "Rat Christlicher Gemeinden in Soest", der die "Ökumene am Ort" in der neuen, fest gefügten Form eines Rates der Kirchen institutionalisierte. Zwar hatte es bereits früher Bemühungen gegeben, in einer Satzung feste Formen der Zusammenarbeit zu finden; der Soester Rat aber war der erste offizielle Kirchenrat im Raum Westfalen. Den Vorstand bildeten ein evangelischer, katholischer und freikirchlicher Gemeindeleiter. Erste Vorsitzende wate Propst Johannes Claes (kath.) und Pfarrer Hans Sprenger (evang.).Besonders Propst Claes betonte immer wieder, dass die Erlebnisse während des Krieges und unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ihnzu der Überzeugung geführt hätten, dass die verschiedenen Konfessionen mehr verbinde als trenne und man die Worte Christi verwirklichen müsse "dass alle eins seien, damit die Welt glauben kann".
Eine gute Übersicht findet sich auch in der Festschrift "St. Patrokli 954 -1976" von Pfr. Ralph Ruhtenberg: "Ökumene in Soest"